Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialimus

| Beitrag vom 26. Januar 2024, von Roxanne Narz

Um zu WissenWasWar, reicht es manchmal, die Augen offenzuhalten. Wer etwa bei einem Spaziergang durch den Stadtteil Gostenhof in die Knauerstraße kommt, kann auf der Fassade der Hausnummer 27 eine Tafel entdecken, auf der zu lesen ist: „Dieses Haus war 1941 und 1942 für mindestens 156 Menschen jüdischen Glaubens aus Nürnberg die letzte Station vor ihrer Deportation in die Konzentrationslager Izbica, Krasnicyn, Riga und Theresienstadt. Fast alle wurden dort ermordet.“ Hinter dem unscheinbaren Sandsteinbau an der Ecke zur viel befahrenen Rothenburger Straße verbirgt sich also bei genauerem Hinsehen ein Ort, der wie wenige andere in Nürnberg für die Verfolgung, Entrechtung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung im „Dritten Reich“ steht.

Wer den Blick über den Gehsteig schweifen lässt oder den Eingangsbereich betritt, findet noch mehr: Transportschienen, einen Stolperstein und das Logo „MMN“. Aus den historischen Überresten lässt sich die Geschichte des 1899 erbauten Wohn- und Geschäftshauses bruchstückhaft rekonstruieren. In den 1920er Jahren produzierte der jüdische Unternehmer Max Moschkowitz in der Knauerstraße Blechspielzeug, wovon bis heute die in den Hinterhof führenden Schienen zeugen. Kurz nach den Novemberpogromen wurde Moschkowitz ein Opfer der „Arisierung“. Auf der Basis eines scheinlegalen Verfahrens sah sich die jüdische Bevölkerung gezwungen, ihren Grundbesitz zu Schleuderpreisen zu veräußern. Er verlor seine Fabrik und floh 1939 mit seiner Familie nach England.

1939 begann der NS-Staat, die nicht emigrierten Jüdinnen und Juden räumlich zusammenzufassen. Die Unterbringung in „Judenhäusern“ sollte Wohnraum freimachen und den Ablauf der Deportationen vereinfachen. In Gostenhof gab es 13 von 52 „Judenhäusern“ in Nürnberg, zwei davon in der Knauerstraße. Mit Beginn der Massendeportationen im Herbst 1941 wurden die Bewohnerinnen und Bewohner der Knauerstraße 27 sukzessive in Konzentrations- und Durchgangslager deportiert, wo die meisten von ihnen ermordet wurden. Unter ihnen war auch der gehörlose Adolf Stern, der in Riga-Jungfernhof starb. Für ihn wurde 2007 ein Stolperstein verlegt.

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