Mit Dr. Alexander Mayer auf den Spuren des Glockenspiels im Rathaus Fürth

| Beitrag vom 06. Mai 2025, von Noomi Andrich

Aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums von Geschichte Für Alle fand im März eine vereinsinterne Sonderveranstaltung in Fürth statt: Unser Rundgangsleiter Dr. Alexander Mayer, der als ehemaliger Stadtheimatpfleger Fürths ein Experte für die Geschichte der Stadt ist, nahm eine kleine Gruppe mit auf einen besonderen Rundgang zum Rathaus Fürth.

Die Führung begann vor dem Rathaus, um das Äußere des Gebäudes mit dem Glockenturm näher zu betrachten. Dann folgte eine Besichtigung der Innenräume inklusive des großen Sitzungsaals. Dabei thematisierte Alexander ausgewählte Aspekte der Stadtgeschichte, unter anderem zum jüdischen Leben, der Eisenbahn sowie der Spiegelherstellung. Anschließend stieg die Gruppe hinauf in den Turm, um von Alexander mehr zum Glockenspiel zu erfahren, dessen Geschichte der Fürther selbst durch sein Wirken maßgeblich geprägt und gestaltet hat. Durch seine musikalische Expertise konnte Alexander eine neue Perspektive aufzeigen und Fragen thematisieren wie: Warum klingen Porzellanglocken nicht ganz so schön? Wie komponiert man ein Glockenspiel? Was macht den Klang einer Glocke aus? Natürlich lauschte die Gruppe auch dem Glockenspiel, das Alexander mit seiner in den 1930er Jahren gebauten Gitarre begleitete. Ein fantastischer Blick vom Turm des Rathauses auf die Stadt rundete den Besuch im Rathaus ab.

Dr. Jenny Oevermann aus dem wissenschaftlichen Team resümiert am Ende der Veranstaltung: „Alexander ist ein absoluter Fürth-Experte, er kennt hier fast jeden Stein. Es wurde deutlich, dass das Glockenspiel ein Herzensprojekt von ihm ist und das hat der Führung einen besonderen Charme gegeben. Alexander ist quasi ein Fürther, der Geschichte geschrieben hat – Und wir durften diese Geschichte live sehen und hören.“ Weitere Impressionen zum Rundgang findet Ihr in unserem Instagram-Beitrag.

 

Freundlicherweise hat Alexander die Geschichte des Fürther Glockenspiels nochmal für alle Interssierten zusammengefasst:
Das Fürther Rathaus als Wahrzeichen der Stadt wurde 1845 bis 1850 anstelle eines zuvor abgerissenen markgräflichen Schlosses gebaut. Im markanten Rathausturm wurden dabei drei Glocken mit insgesamt 1.850 Kilogramm Gewicht installiert. Da es keine offizielle Einweihungsfeier gab, gilt das Glockenläuten in der Neujahrsnacht 1851 als Fertigstellungsdatum. Doch der schlanke Turm war der Unwucht nicht gewachsen und bildete Risse, woraufhin die Glocken 1902 zunächst stillgelegt wurden. Der deutsche Einmarsch in Brüssel und Siege des Kronprinzen Rupprecht von Bayern waren 1914 der Anlass, die sie für Siegesgeläut zu reaktivieren. Im Zweiten Weltkrieg fielen die Glocken der „Metallspende des deutschen Volkes“ zum Opfer.

Zum hundertjährigen Jubiläum des Rathauses 1950/51 ließ der damalige Oberbürgermeister Hans Bornkessel fünf Porzellanglocken von Rosenthal installieren. Da der Klang eher an das Geschepper von Geschirr als an Musik erinnerte, nannte sie der Volksmund „Bornkesseli“. Aufgrund des ausnehmend schlechten Klanges wurden diese Glocken 1966 wieder ausgeschaltet.

Wieder war es ein Jubiläum, das für neue Glocken sorgte: 2007 stand das 1.000-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung Fürths (01.11.1007) an. Der damalige Stadtheimatpfleger Alexander Mayer nahm das zum Anlass, die Installation neuer Glocken zu initiieren und organisieren. Er fand geeignete Glocken in Bayreuth, montiert auf einem Autoanhänger und im Besitz des in Agonie liegenden Vereines „Fränkisches Turmuhrenmuseum e. V.“ Nach einer Vorführung im Garten des Vereinsvorsitzenden empfahl Alexander Mayer der Stadt Fürth, das Glockenspiel inklusive Steuerung für 20.000€ zu kaufen, was mit Mehrheit beschlossen wurde. Die 25 chromatisch gestimmten Glocken, 1988 von der königlich-niederländischen Glockengießerei Royal Eijsbouts gegossen, können im Gegensatz zu den Vorgängerinnen vollständige Melodien spielen. Alexander Mayer beschloss ohne weitere Rücksprache mit Politik und Verwaltung, dass hier nun zur Mittagsstunde der Rockklassiker „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin erklingen soll. Er erarbeitete einen auf die Möglichkeiten des Glockenspiels abgestimmten Notensatz und stellte die Steuerung entsprechend ein. Zu seiner Überraschung wurde das akzeptiert und bis heute so belassen. Diese Besonderheit war schon mehrfach Thema in verschiedenen Fernsehsendungen – vor allem in Rateshows.

 

Vielen Dank Alexander für diesen einmaligen Einblick in die Geschichte Fürths!

 

Bild: Rundgangsleiter und Fürth-Experte Dr. Alexander Mayer begleitet das Glockenspiel im Rathaus Fürth mit seiner Gitarre (GFA 2025).

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