
Aus dem Schatten ins Licht: Maria Sibylla Merian
| Beitrag vom 12. März 2025, von Emma James
Am 8. März debütierte passend zum Weltfrauentag ein neuer Rundgang im öffentlichen Programm: „Nürnbergs Frauen. Aus dem Schatten ins Licht“. Um Euch einen kleinen Einblick zu geben, stellen wir exemplarisch die Künstlerin und Naturwissenschaftlerin Maria Sibylla Merian vor, die von 1668 bis 1681/82 in Nürnberg lebte und auf deren Spuren Ihr Euch beim Rundgang begeben könnt.
Maria Sibylla Merian wurde am 2. April 1647 in Frankfurt geboren. Über ihre Mutter ist nicht viel bekannt, ihr Vater war der berühmte Kupferstecher Matthäus Merian der Ältere. Da Matthäus früh verstarb, erhielt sie Unterricht von ihrem Stiefvater, dem Stilllebenmaler Jacob Marell. Durch Marells Blumenstillleben entwickelte Sibylla Merian ein Interesse für Botanik und Zoologie und brachte sich selbst Latein bei, um sich künstlerisch und wissenschaftlich besser mit ihren Objekten auseinandersetzen zu können.
1655 heiratete Merian den Assistenten ihres Stiefvaters Johann Andreas Graff und das Paar zog daraufhin in seine Heimatstadt Nürnberg. Hier gründete sie eine Stick- und Malerschule für junge Patrizierinnen und Töchter aus Künstlerfamilien. Für ihre naturwissenschaftlichen Studien sammelte sie Insekteneier und Raupen, zog sie auf und malte ihre Ergebnisse. Sie veröffentlichte in den Folgejahren mehrere Bücher wie das Neue Blumenbuch (3 Bände, 1675-1680) und Der Raupen wunderbare Verwandelung (1679).
Nürnberg galt im 17. Jahrhundert als ein Zentrum der botanischen Malerei, jedoch musste sich die junge Künstlerin in einem von Männern dominierten Markt etablieren. Frauen waren in der Auswahl ihrer Bildthemen stark eingeschränkt. Gattungen wie die Historienmalerei, die als ‚höher‘ galten, waren Männern vorbehalten. Frauen konnten außerdem keine klassische Ausbildung in der Malerei durchlaufen und wie Männer auf Wanderschaft gehen. Es gab außerdem regionale Regelungen, die Frauen die Malerei mit Ölfarben verbot. Merian umging diese, indem sie überwiegend mit Aquarellfarben malte. Die Spezialisierung auf botanische Stillleben war nicht nur ein biographischer Zufall, sondern auch ein Resultat der künstlerischen Beschränkungen für Frauen in dieser Zeit.
Neben der Malerei widmete sich Maria Sibylla Merian sehr intensiv der Naturforschung. 1681/82 verließ sie Nürnberg und zog nach ihrer Scheidung und einigen Zwischenstopps 1699 mit ihren zwei Töchtern nach Amsterdam. Dort wurde ihre Forschung vom Bürgermeister und Direktor des Botanischen Gartens unterstützt. Die Stadt Amsterdam finanzierte Merian im selben Jahr eine Studienreise in die niederländische Kolonie Surinam. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Tochter erforschte sie Urwälder und sammelte Käfer, Raupen und Schmetterlinge. Nach ihrer krankheitsbedingten verfrühten Rückkehr veröffentlichte sie ihr wohl erfolgreichstes Buch Metamorphosis insectorum Surinamensium (1705).
Maria Sibylla Merian war die erste Person, die Insekten auf den Pflanzen abbildete, auf denen sie lebten. Diese Innovation sorgte unter anderem dafür, dass sie bereits zu Lebzeiten als Künstlerin UND Naturforscherin bekannt und geschätzt wurde. Sie starb 1717 in Amsterdam im Alter von 70 Jahren.
Neugierig geworden? Im neuen Rundgang „Nürnbergs Frauen“ könnt Ihr mehr über Maria Sibylla Merians Biographie erfahren und gemeinsam mit unseren Guides ihr Wohnhaus betrachten. In der Führung erfahrt Ihr außerdem, wie weibliche Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Berufen (von Nonnen bis Unternehmerinnen) Nürnbergs Geschichte gestaltet und beeinflusst haben. Termine und Informationen zum Rundgang könnt ihr hier bekommen.
Bild: Kolorierte Kupferstiche (r: Blatt 31; l: Blatt 53) aus dem 1705 veröffentlichten Buch "Metamorphosis-insectorum Surinamensium" von Maria Sibylla Merian (Universiteitsbibliotheek Utrecht).
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