Der Nürnberger Hauptmarkt

| Beitrag vom 23. August 2024, von Irmela Krach

Der Hauptmarkt gilt als Herz Nürnbergs. Durch den Christkindlesmarkt ist er weltbekannt, doch die wenigsten Gäste kennen seine historischen Wurzeln. Vor seiner Entstehung Mitte des 14. Jahrhunderts siedelte hier die jüdische Gemeinde. Damals lag das Gebiet nicht zentral und war aufgrund der Nähe zur Pegnitz häufig von Überschwemmungen betroffen.

Mit dem Zusammenwachsen der Siedlungskerne St. Lorenz und St. Sebald wurde die einstige Randzone zum Zentrum, das nun mit einem Marktplatz ausgestattet werden sollte. König Karl IV. erteilte dem Rat 1349 das Recht, die jüdische Bevölkerung zu vertreiben, zwei Marktplätze anzulegen und anstelle der Synagoge eine Kirche – die heutige Frauenkirche – zu bauen. Im folgenden Pogrom wurden 562 Jüdinnen und Juden ermordet, ihre Häuser beschlagnahmt und der Haupt- und der Obstmarkt errichtet.

Den Namen “Hauptmarkt” erhielt der Platz erst im 19. Jahrhundert. Bis dahin wurde er schlicht “Markt” oder “Großer Markt” genannt. Neben seiner Hauptfunktion diente er auch als Austragungsstätte für Turniere und die „Heiltumsweisungen“ (bis 1525), bei denen die in Nürnberg aufbewahrten Reichskleinodien und Reliquien einem großen Publikum präsentiert wurden.

Nach 1933 wurde der in „Adolf-Hitler-Platz“ umbenannte Hauptmarkt ebenfalls für große Veranstaltungen genutzt. Um dem nationalsozialistischen Weltbild zu entsprechen, wurde 1935 der Neptunbrunnen entfernt, dessen Stifter ein Jude war. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hauptmarkt nahezu vollständig zerstört. Lediglich Teile der Frauenkirche, der eingemauerte Schöne Brunnen und Teile des IHK-Gebäudes überstanden den Krieg. Nach 1945 beschloss die Stadt, die Ränder des Platzes analog zu den Vorkriegsbauten neu zu bebauen.

Mehr Wissenswertes über den Hauptmarkt erfahrt Ihr in unseren Altstadtrundgängen „Nürnberg kennenlernen“ und „Eine Metropole des Mittelalters“.

Bild: „Der grosse Marckt“ (um 1785), Johann Adam Delsenbach, Nürnbergische Prospecten

Kommentare

Guten Tag Frau Krach,

ich bin gerade über eine Recherche zum Hauptmarkt und dessen Aufschüttung auf Ihren Beitrag

gestossen. Vielleicht hätte man noch erwähnen können, dass dieser um 1250 genau wegen der

häufigen Überschwemmungen der Pegnitz aufgefüllt wurde.

Laut einer Führung soll dies an manchen Stellen bis zu 6 Meter gewesen sein. Allerdings kann

ich diese Information von der Führung leider nicht verifizieren. Vielleicht hat die GFA hierzu ja

noch mehr Informationen und auch in welchem Flächenumfang dies geschah.

Vielen Dank an dieser Stelle für diesen tollen Beitrag.

@Herr Weber

Guten Tag Herr Weber,

sie vergessen eines - wir sollten uns immer bewusst sein, wir sind alle nur "Kinder unserer Zeit".

Diese in Stein gehauenen Bauwerke lassen uns auch daran erinnern, dass jede Zeit vergänglich ist.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass der Hauptmarkt (z.B. gab es bezüglich des Neptunbrunnens

inzwischen schon mehrere Bestrebungen/Initiativen von Bürgern, diesen zurück auf den Hauptmarkt zu

platzieren), die Denkmäler oder auch "Adolf Hitler Gebäude" wie Sie schreiben zwingend für die Nachwelt

erhalten bleiben sollten.

Nürnberg hat durch den zweiten Weltkrieg schon zu viel an Kunst, Denkmälern und Kultur verloren.

Einige Gebäude wie "Lugins Land" wurden nach dem zweiten Weltkrieg bis 1981 wieder aufgebaut,

andere Gebäude wie beispielsweise "Das Haus zum Savoyischen Kreuz" warten noch heute auf ihre

Rettung, und diese Bauwerke sind definitiv nicht aus der NS Zeit. Andere Gebäude wie das

"Topplerhaus" oder die "Moritzkapelle" sind hingengen vermutlich für alle Zeiten verloren.

Diese einzelnen Gebäude sind alles Zeichen ihrer Zeit. Egal aus welchem Jahrhundert oder aus welcher

Epoche sie nun stammen. Hier eine einzelne Epoche herauszureisen (sei sie auch noch so schrecklich)

wäre das wahre wie Sie schreiben "vergessen". Ich würde dies hingegen aber eher "verdrängen" nennen.

Viele Grüße

Ulrich P.

Ich finde es makaber, wie man auf diesem Platz besinnliche Weihnachten feiern kann und auch andere Festlichkeiten. Umso älter ich werde, stelle ich bestürzend fest, wie die Stadt Nürnberg dem Zweiten Weltkrieg und seinen Führern verbunden war. Schon immer finde ich Denkmäler wie die Steintribüne absolut falsch, man sagt, es solle abschrecken, früher gefeiert und heute abschreckend? Aber man pflegt und hegt die Gebäude und Flächen mit Millionen von Steuergeldern? In welchem Ausmaß diese Bauten Steuergelder verbrauchen, erkennt man an der Aufbaukostenschätzung der Stadt Nürnberg von 100.000.000 Euro, alleinig für das Gebäude auf der Steintribüne, welchen enormen Sozialbau könnte man mit diesem Geld erbauen und damit der Allgemeinheit helfen. Ein Adolf Hitler Konstrukt subventioniert für 100.000.000 Euro hilft niemanden.

Ich bin gebürtiger Nürnberger, ich liebe unser Nürnberg, unsere Kultur an Trachten, Handwerk und Kunst, sowie die Musik und und und, aber mit den Adolf Hitler Gebäuden, die andachtsvoll angeblich abschrecken sollen, damit kam ich noch nie klar. Nur um eins vorwegzunehmen, alle meine Opas sind im Zweiten Weltkrieg gefallen, sie haben Ihre Pflicht ehrwürdig als Soldaten geleistet und werden nun als Nazis in Verruf gebracht und genau diese Parteien halten Gebäude und Flächen des Zweiten Weltkrieges am Leben, für den einen zum Verpönen für den anderen zur Freude, ich nenne das ekelhaft.

Ich finde den Bericht von Irmela Krach hervorragend, das, was sie schreibt, ist gegen das Vergessen und leider, liebe Stadt Nürnberg, habt ihr viel vergessen oder wollt vergessen, andererseits pflegt Ihr die Orte der Schande.

Weber Steve - Ein in Nürnberg geborener Peterles Bub

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