
100 Jahre soziales Engagement für die Nürnberger Stadtbevölkerung
| Beitrag vom 14. November 2024, von Noomi Andrich
Seit 1924 engagiert sich der Verein Nürnberger Nothilfe/WIN e.V. für das Wohl der Nürnberger Stadtbevölkerung. Anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums verfassten Dr. Pascal Metzger und Bernd Windsheimer von Geschichte Für Alle e.V. eine Publikation über die wechselvolle Geschichte des gemeinnützigen Vereins und über dessen Bedeutung für die Stadt.
Gegründet wurde der Verein 1924 in Zeiten größter Not, ausgelöst durch die Schrecken des Ersten Weltkriegs und der Hyperinflation. Schnell, unbürokratisch und kostenlos versorgte die Nothilfe Nürnbergerinnen und Nürnberger mit Kleidung, Brennstoffen und Lebensmittelpaketen. Bald etablierte sich der Verein als Einrichtung der privaten Wohlfahrt – religiös, weltanschaulich und politisch unabhängig. Größtenteils finanziert durch Beiträge, Spenden, Sammlungen, Lotterien und Wohltätigkeitsveranstaltungen, baute der Verein seine Hilfe stetig aus. Zur zentralen Aufgabe wurden die sogenannten Volksküchen, in denen Bürgerinnen und Bürger vollwertige warme Mahlzeiten erhielten. Zudem übernahm der Verein nach dem Zweiten Weltkrieg die Trägerschaft von Jugendheimen und Ausbildungsstätten. Aber auch die Beschäftigung von Kriegsversehrten war ihm ein Anliegen.
Mit wachsendem Wohlstand sank die Nachfrage nach den Angeboten der Nothilfe und die letzten Sozialküchen mussten 1998 geschlossen werden. Dadurch verlor der Verein den Status der Gemeinnützigkeit. Um diesen wiederzuerlangen und eine neue Hauptaufgabe für den Verein zu finden, war Anfang der 2000er Jahre eine Neuausrichtung notwendig. In der Folge formierte sich die Nürnberger Nothilfe um und formulierte unter neuem Namen das künftige Vereinsziel. Fortan sollte die Aufgabe des Vereins „Wohnen und INtegration im Quartier e.V., WIN e.V.“ die Realisierung eines solidarischen und generationenübergreifenden Wohnprojekts sein. Der erste Wohnkomplex in der Marthastraße konnte 2014 bezogen werden, ein zweiter in der Marienstraße folgte dann 2020.
Angereichert mit vielen historischen und aktuellen Aufnahmen zeigt die Publikation „Von der Nürnberger Nothilfe zum WIN e.V. – 100 Jahre soziales Engagement im Spiegel der Zeit“ auf, wie sich der Verein den Herausforderungen der jeweiligen Zeit stellte und dabei nie sein Ziel aus den Augen verloren hat: die Not von Nürnbergerinnen und Nürnberger zu lindern. Außerdem erfahrt Ihr, welchen Beitrag Briefmarken zur Finanzierung der Vereinsarbeit leisteten, ob in den Volksküchen bereits im Jahr 1927 eine vegetarische Ernährung möglich war und warum der Gründungsvater des Vereins – Dr. Karl Theodor Marx – die Ausgabe von Eintöpfen in den Sozialküchen von Beginn an strikt untersagte.
Bild: Massenspeisung der Stadt Nürnberg im Hercules-Velodrom 1917 (StAN A38_c_96_11).
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