Die Geschichte des 1. Mai als "Tag der Arbeit"

| Beitrag vom 1. Mai 2020, von Philipp Bayerschmidt

Nürnberg entwickelte sich im 19. Jahrhundert zur größten Industriestadt Süddeutschlands und wurde so eine Hochburg der Arbeiterbewegung in Bayern. Die Arbeiterkultur zeigte sich in zahlreichen Vereinen, Festen und Zeitschriften und prägte das Leben in der Stadt. Der 1. Mai als „Tag der Arbeit“ und damit verbunden der Kampf für die Rechte der Arbeiter*innen war und ist ein wichtiges Thema in Nürnberg.

Der 1. Mai als „Tag der Arbeit“ hat eine lange Tradition und geht auf eine Demonstration in den USA zurück. Dort war der 1. Mai der Stichtag, an dem viele Arbeitsverträge ausliefen oder neu geschlossen wurden. 1886 demonstrierten über 400.000 Arbeiter*innen in den USA am 1. Mai in mehreren Städten friedlich für die Einführung des Acht-Stunden Tages. Zwei Tage später kam es jedoch bei den anhaltenden Demonstrationen zu einem einem Zwischenfall, bei dem mehrere Streikposten von der Polizei erschossen wurden. Dadurch heizte sich die Stimmung immer weiter auf und während einer Kundgebung gegen das brutale Vorgehen der Ordnungskräfte am 4. Mai auf dem Haymarket in Chicago, mit rund 1000 Arbeiter*innen, eskalierte die Situation erneut. Sieben Polizisten und vermutlich vier Demonstranten kamen durch eine Explosion und eine anschließende Schießerei ums Leben. Die Vorfälle in den USA fanden in der internationalen Arbeiterschaft starken Wiederhall.

Während des zweiten Internationalen Arbeiterkongresses 1889 in Paris beschlossen die sozialistischen Gewerkschaften und Parteien eine große internationale Demonstration am 1. Mai 1890 zu begehen. Hiermit wollte man den Opfern des Haymarket-Massakers gedenken und für die Einführung des Acht-Stunden Tages sowie für die Rechte der Arbeiter*innen demonstrieren.

Im Kaiserreich beschloss die SPD 1889 zwar den 1. Mai als Feiertag der Arbeit zu begehen, allerdings sprach man sich gegen einen allgemeinen Streik aus. In den folgenden Jahren etablierte sich der Tag als Festtag der Arbeiterbewegung, wurde aber erst 1919 von der Weimarer Nationalversammlung einmalig zum gesetzlichen Feiertag bestimmt; und zwar nur für das Jahr 1919. Unter der Herrschaft der NSDAP wurde der 1. Mai ab 1933 in Deutschland als gesetzlicher Feiertag eingeführt, mit dem Ziel, ihn als Propagandamittel zu instrumentalisieren und so die Arbeiterbewegung für die nationalsozialistische Idee zu gewinnen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der 1. Mai 1946 durch den Alliierten Kontrollrat als Feiertag bestätig und danach sowohl in der BRD als auch der DDR begangen. Bis heute ist der 1. Mai nicht nur in Deutschland, sondern in zahlreichen Ländern ein gesetzlicher Feiertag.

 

Abb.: Kanalarbeiten an der Ziegelsteinstraße, Fotografie 1919, Siedlungswerk Nürnberg GmbH

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