
Anne Hayner spricht im Interview über ihr ehrenamtliches Engagement bei GFA
| Beitrag vom 23. Januar 2025, von Noomi Andrich
Durch ihr fachliches Interesse an der Geschichte des Nationalsozialismus kam die Historikerin Anne Hayner 2012 zu Geschichte Für Alle e.V. Die Aufarbeitung und Vermittlung der NS-Geschichte durch den Verein gewann Annes Aufmerksamkeit, da ihr diese Arbeit besonders am Herzen liegt. So ist sie seither nicht nur als Rundgangsleiterin auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände sowie im Memorium Nürnberger Prozesse aktiv, sondern engagiert sich darüber hinaus ehrenamtlich für das Projekt Stolpersteine Nürnberg. Europaweit erinnern inzwischen mehr als 100.000 Stolpersteine an Menschen, die Opfer des NS-Staats wurden. Seit 2018 ist GFA der lokale Ansprechpartner für die Stolpersteine in Nürnberg. In einem Interview mit Dr. Jenny Oevermann aus dem wissenschaftlichen Team von GFA hat Anne nun über ihr ehrenamtliches Engagement für das Projekt gesprochen.
Ihre Hauptaufgabe für das Projekt Stolpersteine, so berichtet Anne, liegt in der Recherche von Biografien einzelner Menschen, die vom NS-Regime verfolgt und in großer Zahl ermordet wurden. Dazu konsultiert sie verschiedene Archive und sichtet manchmal sogar Material von Hinterbliebenen, das hilft, die Geschichte der Vorfahren aufzuarbeiten. Anne muss sich dabei verschiedenen Herausforderungen stellen, beispielsweise den individuellen Handschriften. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Suche nach Bildmaterial. „Gerade die Passbilder bieten ihre eigene Einsicht in die Welt der Menschen […]. Die Bilder geben den Daten ein Gesicht. Dadurch kann man das Leben der Menschen hinter den nüchternen Fakten spüren“, stellt Anne im Interview fest. Nach der Recherche werden die gesammelten Daten von Anne aufbereitet und auf der Website des Projekts kostenlos zur Verfügung gestellt.
Dass ihr ehrenamtliches Engagement ausgerechnet den Stolpersteinen gilt, hat einen Grund. „Vor Jahren bin ich abends durch Berlin spaziert und sah die Stolpersteine im Laternenlicht schimmern. Das hat mich sehr berührt. Die Steine sind für mich eine geniale Verbindung von Geschichte, Denkmal und Kunst in einem", so Anne. Auch in Annes Rundgängen spielen die Stolpersteine und die von ihr recherchierten Biografien eine Rolle: „Einzelne Schicksale sind oft einfacher nachzuvollziehen und bieten einen besseren Anknüpfungspunkt. Meine Touren bekommen eine bessere Tiefe dadurch.“ Einzelne Biografien auszuwählen, bleibe dennoch eine Herausforderung: „Mich berühren alle Familien, in deren Geschichte ich eintauchen darf.“
Die Erinnerungsarbeit in der heutigen Gesellschaft ist Anne sehr wichtig. „Viele der NS-Opfer", so berichtet sie, „haben kein Grab, keinen Ort, wo Menschen an ihr Leben denken können. Die Erinnerung an diese Menschen wurde gelöscht. Mit den Stolpersteinen können wir den Menschen wieder einen Ort schaffen, an dem wir gedenken können.“ Zudem können Stolpersteine bei der Aufarbeitung von Geschichte helfen, wie zum Beispiel in Schülerprojekten, die GFA unterstützt. Abschließend bekräftigt Anne nochmals die Bedeutung der Stolpersteine: „Sie leisten etwas Dauerhaftes und setzen den Opfern ein Denkmal.“
Liebe Anne: Vielen Dank, dass Du zur Errichtung dieses dauerhaften Denkmals beiträgst und Dich ehrenamtlich bei Geschichte Für Alle e.V. engagierst!
Übrigens: Möchtet Ihr mehr von Anne hören? Auf Instagram findet Ihr das Gespräch als Video (Anne spricht in ihrer Muttersprache Englisch. Mit deutschem Untertitel) ☺︎
Bild: Anne Hayner bei der ehrenamtlichen Recherche für das Projekt "Stolpersteine Nürnberg" (GFA 2024).
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