
Schuster bleib bei deinen Leisten?!
Vortrag von Dr. Uta Dehnert "Hans Sachs - Handwerk und Meistergesang in Nürnberg zur Zeit der Reformation"
| Beitrag vom 29. November 2022, von Jennifer Oevermann
Im November hat Geschichte Für Alle im exklusiven Barockvestibül des Stadtmuseums Fembohaus Dr. Uta Dehnert aus Chemnitz zu einem Vortrag eingeladen. Die Hans-Sachs-Expertin schilderte unseren über 60 Zuhörer:innen eindrücklich das Leben des Meistersängers und sein Wirken in und um Nürnberg.
Im Zeitalter der Reformation blühte der Meistergesang auf und der Schuster Hans Sachs verarbeitete die lutherischen Lehren für Laien nachvollziehbar in streng reglementierten Liedern. Diese wurden anderen Sängern auf der Singschule vorgetragen und dort diskutiert. Für Erheiterung sorgte die Vorstellung des Schwanks „Der Ritter St. Georg“. Hans Sachs singt über einen fehlgeleiteten Pfarrer, der Heiligenbilder im Ofen verbrennt, um es bei Zechgelagen schön warm zu haben. Als der Kirchenvorsteher von einem bevorstehenden Gelage des Pfarrers hörte, ließ er eine Statue des heiligen Georgs mit Schießpulver füllen. Als der Pfarrer nun die Statue verbrannte, explodierte die Statue
"mit einem starckem knall,
Sant Joerg mit lawten Hall
Ein ritte durch den offen,
Das die gest all entloffen,
Vnd sties den pfarrer nider,
[…]
Die stueben war vol funcken.
Alle frewd war ertruncken"
Nach diesem fehlgeschlagenen Gelage musste der Pfarrer trotz Beichte seiner Sünden seinen Platz räumen.
Am Ende des Vortrages waren alle froh, dass der Schuster Hans Sachs - trotz der Anweisung des Nürnberger Stadtrats - eben nicht bei seinen Leisten blieb, sondern sich dem Meistergesang widmete.
Zitat stammt aus Goetze, Edmund: Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, Bd. 1, Halle 1893, Nr. 71, S. 224–225.
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