
Versteckte Orte mit Geschichte - das Zeltnerschloss
| Beitrag vom 15. Juni 2022, von Dr. Roxanne Narz
Der Frühling war in diesem Jahr aus mehreren Gründen ein historischer: Geschichte wurde nicht nur wieder täglich vermittelt, analysiert und diskutiert, sondern auch geschrieben. Zum ersten Mal in der Institutsgeschichte führte uns ein Projekt zur Entwicklung einer Rundgangskonzeption nach Gleißhammer, in den Südosten von Nürnberg. Dort stand am 22. Mai unser neuer Stadtteilrundgang „Herrensitz, Lustschloss, Stadtidyll. Die Geschichte des Zeltnerschlosses“ auf dem Programm, der aus einer Kooperation zwischen Geschichte Für Alle e.V. und dem Kulturladen Zeltnerschloss hervorgegangen ist.
Was für die Bewohnerinnen und Bewohner Gleißhammers heute eine der wenigen und darum so wichtigen Grünoasen im dicht bebauten Stadtteil ist, war im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit ein Ort, an dem vor allem die städtische Führungsschicht gerne verweilte: einer von vielen Nürnberger Herrensitzen. Seine Geschichte reicht bis in das 14. Jahrhundert zurück, als die Besitzer des nahegelegenen Hammerwerks zum Schutz von Dorf und Gewerbe ein Weiherhaus errichten ließen. Daraus ging zu Beginn der Frühen Neuzeit ein befestigter Schlossbau hervor, der den wohlhabenden Patrizierfamilien nunmehr als repräsentatives Lust- und Sommerschlösschen diente. Heute gehen vom Zeltnerschloss als Sitz eines der elf städtischen Kulturläden wichtige Impulse für die soziokulturelle Stadtteilarbeit aus.
Der neu konzipierte Rundgang führte erstmals durch die wechselhafte Geschichte dieses Herrensitzes und seiner unmittelbaren Umgebung und ließ dabei nicht nur die lokalen Gewerbetraditionen des kontrastreichen Stadtteils Gleißhammer sichtbar werden, sondern auch die fundamentalen Umbrüche des 19. und 20. Jahrhunderts (Arbeit, Technik, Mobilität). Dass er von Anfang an viel Anklang fand – am Treffpunkt versammelten sich so viele Menschen, dass die Gruppen geteilt werden mussten –, hat uns sehr gefreut und spiegelte das große Interesse an diesem historischen Ort wider, der sich durch seine Lage inmitten eines Gleisdreiecks vielen Blicken entzieht.
Neben dem hartnäckigen Sonnenschein und dem blauen Himmel trug freilich auch das kulinarische und musikalische Rahmenprogramm des Kulturladens Zeltnerschloss dazu bei, dass dieser Sonntag ein besonderer werden konnte. Zum Rundgangsauftakt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Schlosshof mit Musik aus der Epoche der Renaissance von der Schembart Gesellschaft empfangen und im Anschluss vor der historischen Kulisse mit kühlen Getränken und Häppchen umsorgt. Im nächsten Jahr wird der Rundgang in das GFA-Jahresprogramm aufgenommen, dann allerdings leider ohne Sektbegleitung.
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